Chronik zur Gertraudenkapelle und zur Filialkirche in Waldzell
Waldzell war schon ca. 800- 475 vor Christus besiedelt, das beweisen die erst kürzlich gefundenen sechs Hügelgräber.
Im Jahre 1164 wird der vermutlich vom Benediktinerkloster Neustadt gegründete Ort erstmals urkundlich erwähnt. Der Besitz wechselt über die Grafen von Rieneck an das Hochstift Würzburg. Dann kommt der Ort in den Besitz der Fürsten zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg und kurze Zeit später an das Großherzogtum Baden. 1819 wird der Ort sogar österreichisch, kommt aber noch im selben Jahr wieder zu Bayern. Seit 01.05.1978 wird Waldzell ein Gemeindeteil von Steinfeld.
1259 wird in einer Neustadter Urkunde ein Henricus de Cella (Heinrich von Zell) genannt. Es war wohl ein Vogt der Grafen von Rieneck.
1270 verpfändete Graf Ludwig von Rieneck-Rothenfels seine Rechte mitsamt seinen Leuten in Zell vür 53 Mark reinem Silbers auf Wiederkauf an die Abtei Neustadt. 1280 schon beklagte sich das Kloster bei Kaiser Rudolf, daß die Rienecker die abgetretenen Zehnt- und Vogteirechte in Zell und Ansbach wieder an sich gerissen hätten.
11. Mai 1342 Würzburger Urkunde bezeugt den Ort Celle (=Waldzell)
1365 in einer Klageschrift vom 7. August dieses Jahres wider das Kloster Neustadt werden sämtliche Orte genannt, in denen es Güter hat, unter anderen auch Waldzell.
1376 verkauften die Grafen Gerhard und Gottfried von Rieneck ihre Lehen in einer Reihe von Orten, darunter auch in Zell, um 4000 Pfund Heller an das Hochstift Würzburg. 1380 verkaufte auch Graf Ludwig con Rieneck seine Lehen in diesen Orten um 3000 Pfund Heller an Würuburg. Damit war Waldzell in würzburgische Hände gekommen.
1612 lässt Fürstbischof Julius Echter in Waldzell die erste Kirche bauen (Sie stand in West-Ostrichtung). Die an der heutigen Kirche angebrachte Inschrifttafel nennt das Jahr 1614, in dem wohl die Bauarbeiten abgeschlossen waren.
1615 wurde der erste alte Bildstock über der Gertrauden-Quelle durch den heutigen noch bestehenden Sandsteinbildstock ersetzt.
1616 lässt Fürstbischof Julius Echter die Gertraudenkapelle errichten. Diese Angabe wird durch den neuesten Realschematismus als falsch dargestellt!
Nachweislich muss es nun heißen:
1741/1742 Bau der Kapelle neben dem Bildstock durch Maurermeister Valentin Goldbach, Gemünden.
Vom 01.10.1814 bis 01.10.1848 gehörte Waldzell dem Herrschaftsgericht 1. Klasse zu Rothenfels (dem Kondominat der Fürsten Löwenstein-Wertheim-Rosenberg) an.
1849/ 1 850 wurde die Kapelle restauriert und durch einen hölzernen Vorbau erweitert. Es wird vermutet, dass die Waldzeller seit dieser Zeit am Pfingstmontag in einer Prozession zur Kapelle ziehen, um dort einen Gottesdienst zu halten.
1854 Grundsteinlegung der heutigen St. Vitus-Kirche (Nord-Süd-Richtung)
25. Mai 1855 wurde der Grundstein zur derzeitigen Kirche gelegt. Am 25. November des selben Jahres konnte Pfarrer Johann Volk von Steinfeld die Einweihung der heutigen St. Vitus-Kirche am Kirchweihfest durchführen. Die Baukosten betrugen 23000 fl. Die Kosten mußten von der Gemeinde getragen werden, da das fürstliche Haus Löwenstein-Wertheim-Rosenberg eine Baulast nicht anerkannte, und auch ein kostspieliger Prozeß keine Klärung der Baulastfrage brachte.
Am 25. März 1855 benedizierte Pfarrer Johann Volk von Steinfeld die Gertraudenkapelle.
1898 wurde für Waldzell eine Kuratie (Lokallkaplanei) errichtet, die freilich wegen des großen Priestermangels in der Diözese Würzburg schon seit 1950 nicht mehr besetzt ist.
1930 Bilder aus der Vergangenheit Waldzells am Gertraudenbrunnen
1950 Jahrhundertfeier zusammen mit Steinfeld und Neustadt am Pfingstmontag an der Gertraudenkapelle
1984 erstes Pfarrfest an der Getraudenkapelle
2000 Jubiläumsfest zum 150. Jahrestag der Erweiterung der Kapelle und Errichtung der Gertraudenstatue in Waldzell. Werk von Alexander Schwarz (Trenner) aus Dorfprozelten. Einweihung durch Weihbischof Helmut Bauer am 30. Dezember
2003 20.Gertraudenfest mit Domkapitular Dr. Heinz Geist. Wiederentdeckung des alten Gertraudenpfades von Karlburg über Steinfeld, Waldzell und der Gertraudenkapelle nach Erlach. Erste Teilnahme der Waldzeller an der Wallfahrt Tour St. Gertrude und am festlichen Einzug mit Miniaturkapelle und historischer Fußgruppe.
2004 21.Gertraudenfest mit Pater Liborius. Während des Gottesdienstes hörte der Regen auf und es war den ganzen Tag schön. Ende September brach durch einen Sturm der Ast einer über 20 m hohen Buche ab und fiel in Richtung Gertraudenkapelle. Der herabstürzende Ast wurde jedoch von der genau davor stehenden Linde so abgelenkt, dass an der Kapelle wie durch ein Wunder kein Schaden entstand. Die Linde wurde selbst jedoch so stark beschädigt, dass sie gefällt werden musste.
Die Waldzeller fahren wieder nach Nivelles und nehmen zum zweiten Mal mit ihrer Miniaturkapelle samt Fußgruppe am feierlichen Einzug teil.
2005 Am Kirchweihfest jährt sich die Weihe der St. Vitus-Kirche zum 150. Mal. Kirchweihfest mit Domkapitular Dr. Heinz Geist und Pater Egino.
2006 23.Gertraudenfest am Pfingstmontag mit dem neuen Pfarrer Slawomir Olszewski. Kurz zuvor wird bestätigt, dass die Waldzeller eine Reliquie der Hl. Gertraud von Nivelles erhalten. Die Übergabe soll bei der Tour de St. Gertrude Anfang Oktober stattfinden. Am 30. September erhielt die Waldzeller Kirchengemeinde zusammen mit Pfarrer Dr. Slawomir Olszewski Reliquien der Hl. Gertraud während ihres Besuches bei der Tour de St. Gertrude in Nivelles. Weiterhin versprachen die Niveller zum 25. Gertraudenfest im Jahr 2008 auch nach Waldzell zu kommen.
2007 24.Gertraudenfest an der Gertraudenkapelle. Es regnete leicht.
2008 25.Gertraudenfest, großes Zweitages-Jubiläumsfest mit Einsetzung der Reliquien der Hl. Gertraud von Nivelles durch Weihbischof Helmut Bauer am Pfingstsonntag, den 11. Mai. Als Konzelebranten wirken mit: Prälat Karl Rost, Pfarrer Leo Brand und Pfarrer Dr. Slawomir Olszewski. Auch am Pfingstmontag traditionell Prozession mit Festgottesdienst und Festbetrieb an der Gertraudenkapelle. Es war schönstes Festwetter.
2009 Zusammen mit Weihbischof em. Helmut Bauer feiern die Waldzeller am 17. März den 1350. Todestag der Hl. Gertrud von Nivelles. Der Bischof segnet die Figur, das Urbild der Gertraudenstatue, die seit dem Jahr 2000 im großen Saal des Dorfgemeinschaftshauses steht. Ein Kulturwanderweg auf dem "Gertraudenpfad" ist in Planung. Man besucht das erste Mal das "Gertrudisfest" in Wattenscheid.
2009 Am Pfingstmontag feiert Prälat Karl Rost mit unserem Pfarrer Dr. Slawomir Olszewski den Festgottesdienst. Es war wieder schönstes Gertraudenfestwetter. Über 2000 Besucher waren am 1. Juni unsere Gäste. Zur Errichtung des Kulturwanderweges Waldzell - Erlach - Ansbach gibt es mehrere Besprechungen in den jeweiligen Orten.
06.11.2009 Gründung des Heimat- und Geschichtsvereins Steinfeld-Hausen-Waldzell
Die Heilige Gertraud (Gertrud) von Nivelles
Gertrud wurde 626 in Nivelles in Belgien geboren. Vater war Pippin der Ältere (oder auch von Landen?), ihre Mutter hieß Iduberga (Itta), Tochter des Herzogs von Aquitanien. Ittas Schwester Begga heiratete Herzog von Ansigisel. Aus diesem Geschlecht ging 100 Jahre später Kaiser Karl der Große hervor. Gertrud verbrachte ihre Kindheit auf der Königspfalz der Merowinger. Als Herzog Rigulf um ihre Hand anhielt, verkündete Gertrud stolz: "Nicht diesen, nicht einen anderen. Ich schwöre, dass ich keinen zum Gemahl haben werde als allein Christus, den Herrn. Nach Pippins Tod bat Bischof Amandus Itta und ihre Tochter Gertrud, für die Familie Christi ein Kloster zu errichten. Und so begann Itta ihren großen Familienbesitz in ein Kloster umzuwandeln. Als reiche Erbin wurde die fast 18-jährige Gertrud von nun an von den Freiern gejagt, so dass ihr die Mutter die Haare schnitt und sie sich verstecken musste (der Legende nach kann das auch in Karlburg einer Klostersiedlung gewesen sein). Von dort aus brachte sie den Bauleuten der Klosterkirche von Neustadt Geschenke und sank auf ihrem Weg dorthin dürstend zu Boden. Als Gertrud mit ihrem Stab in die Erde bohrte, entsprang an dieser Stelle die Gertruden- oder Gertrauden-Quelle, wie sie heute genannt wird. Mit 20 Jahren erhielt Gertrud, die wieder nach Belgien zurückgekehrt war, den höchsten Stand der Ausbildung, der damals auf geistigem und religiösem Gebiet möglich war. Mit 21 Jahren erhält sie die Weihe und am selben Tag übergibt ihre Mutter den Äbtissinnenstab an Gertrud weiter. Gertrud wirkte und wachte nun noch zwölf Jahre als Äbtissin über ihr Doppelkloster (für Männer und Frauen), einem geistigen Mittelpunkt von Belgien und einem Zentrum weitausstrahlender Mission. Gertruds Tod am 17. März 659 wurde genau vorhergesagt. Sie starb mit 33 Jahren an einem Sonntag während eines Gottesdienstes, am Todestag des seligen Bischofs Patrik, dem großen Apostel der irischen Mönche.
Aufgestellt nach der Wallfahrt in Nivelles im Oktober 2003 von Johannes Ritter / Ergänzt von Gerd Reimer mit Hilfe von: Historischer Atlas von Bayern, Pfarrer Josef Schott; Aus der Geschichte des Landkreises Lohr