Flurnamen von Hausen - Sprach- und Geschichtsdenkmäler vor dem Vergessen bewahren
Verfasser: Martin Loschert,
1. Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsverein Steinfeld-Hausen-Waldzell

Flurnamen gehen meist bis ins Mittelalter zurück und geben uns einen Einblick in die Lebenswelt unserer Vorfahren. Die Vorfahren gaben sie an die nächsten Generationen mündlich in der ortstypischen Mundartform weiter. Flurnamen entstanden in einer Zeit, in der es darüber oft noch keine schriftlichen Aufzeichnungen gab und ihre Weitergabe im Dialekt zwingend notwendig war. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts hielt man die Flurnamen in Katastern und Lageplänen schriftlich fest.
Bei Flurnamen unterscheidet man zwischen Natur- und Kulturnamen
Flurnamen benennen alle Teile der nicht von Menschen bewohnten Landschaft: Äcker, Wiesen, Weiden, Wälder, Hügel, Gewässer oder Wege. Man unterscheidet dabei zwischen Naturnamen und Kulturnamen. Naturnamen wie Dürrer Rain, Lachwiesen oder Spitzäcker bezeichnen Flurstücke nach ihren naturgegebenen Verhältnisse. Sie geben Auskunft über die Lage und Gestalt der Flurstücke, über die Tier- und Pflanzenwelt, die Bodenbeschaffenheit eines Grundstücks und Besonderheiten der Landschaft. Dagegen zeigen Kulturnamen wie Lehenäcker, Hofäcker oder Krautgärten an, „was der Mensch an einem Ort aus der Natur in gestaltender Tätigkeit gemacht hat“ 1. So verraten uns die Kulturnamen beispielsweise, welche Rechts- und Besitzverhältnisse, Arbeitsweisen und Berufe vorherrschten.
Die Volkskundlerin Prof. Dr. Elisabeth Roth bezeichnete die Flurnamen treffend als „Sprach- und Geschichtsdenkmäler“, denn sie lassen uns in ihrer Dialektform den Lebensraum und die Lebensumstände unserer Vorfahren besser verstehen. Flurnamen geben den Menschen gleichsam räumliche Orientierung und kulturelles Hintergrundwissen.
Leider geraten heute viele Flurnamen in Vergessenheit. Gründe dafür sind die Flurbereinigungen, bei denen ehemals ganz unterschiedlich geprägte Flurstücken zusammengelegt werden, die Zersiedelung unserer natürlichen Umwelt durch die Ausweisung neuer Wohngebiete, das Sterben der Mundart oder der Ersatz von Flurnamen durch digitale GPS-Daten in der modernen Landwirtschaft. Besonders negativ wirkt sich dabei der Rückgang der bäuerlichen Betriebe und der Zahl der Landwirte aus, die noch den örtlichen Dialekt beherrschen und über die Herkunft der Flurnamen Bescheid wissen.
Der Heimat- und Geschichtsverein Steinfeld – Hausen – Waldzell hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Flurnamen der drei Gemeindeteile in ihrer ortstypischen Mundart und Bedeutung zu erforschen und auf Flurkarten einzutragen, um sie so vor dem Vergessen zu bewahren. Nachdem 2012 die Flurkarte mit den Flurnamen von Steinfeld veröffentlicht wurde, sind nun die Flurnamen der Gemarkung Hausen an der Reihe.
Die Autoren Martin Loschert, Gerd und Manuel Reimer vom Heimat- und Geschichtsverein Steinfeld-Hausen-Waldzell verwendeten als Grundlage die Hausener Flurkarte und sowie die Flurnamensammlung von Lehrer Karl Dluhosch aus dem Jahr 1948. Die laminierte Flurnamenkarte in DIN A3-Format enthält auf der Rückseite die Liste aller Flurnamen mit Angaben zu Dialekt, Bedeutung und Herkunft. Sie kann bei Robert Molner und Martin Loschert erworben werden. Im gleichen Format wird demnächst die neue Flurkarte von Waldzell erscheinen.
Die Flurnamen aller drei Ortsteile und ihre Deutung findet man auch auf der Internetseite des Heimat- und Geschichtsverein Steinfeld (karte.hgv-steinfeld.de).


Berchene, Höhlichakr, Loachwiesä Um die Flurnamen deuten zu können, muss man ihre Dialektformen kennen!
Etwa 100 Flurnamen (FN) weist die Flurkarte von Hausen auf. Um ihre Bedeutung herauszufinden, muss sich der Forscher mit dem örtlichen Dialekt befassen, in dem die Flurnamen seit Jahrhunderten überliefert wurden.
Bei vielen Natur- und Kulturnamen ist es nicht so einfach, ihre Bedeutung zu ergründen. Denn die amtliche Form ist häufig irreführend. Zur Klärung eines Flurnamens ist seine Mundartform ganz entscheidend. So heißt zum Beispiel das im Grundbuch als Bauschwiese bezeichnete Flurstück im Hausener Dialekt bauerschwiese. Dass das Flurstück also von Bauer hergeleitet ist, erkennt man somit nur im Dialekt, in dem er seit Jahrhunderten ausgesprochen wird. In diesem Fall hilft zum Verständnis auch ein 400 Jahre altes Dokument aus dem Pfarrarchiv. Im „Verzaichnuss alles jährlichen Einkommens der Pfarr Steinfeld“ von 1606 sind die Pfarräcker in Steinfeld, Ansbach, Waldzell und Hausen aufgeführt: Unter den Hausener Flurstücken waren dies Bauers Erben und Stammes Erben, die als Flurnamen bauerschwiese und stammackr, Stamm(en)äcker noch heute erhalten geblieben sind. Auch beim FN Lössleinäcker sind die amtliche Schreibweise und die mündlich überlieferte Dialektform (östles, oastles) gänzlich verschieden. Die Dialektform lässt darauf schließen, dass unsere Vorfahren das Flurstück wie bei anderen Feldern der ehemaligen Dreifelderwirtschaft entsprechend ihrer Lage in der gesamten nach der Himmelsrichtung (hier Osten) benannt haben. 2,4
In allen Orten findet man Flurnamen, bei denen die offizielle Schreibweise in den Grundbüchern sich stark von der Dialektform unterscheiden. Zu solchen „verderbten Flurnamen“ kam es, als zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Flurnamen im Königreich Bayern erfasst und in Grundbüchern schriftlich festgehalten wurden. Dabei hatten die Beamten die Flurnamen unabsichtlich falsch und in einer sinnfremden Form „verhochdeutscht“, zum einen auf Grund eines Hörfehlers oder weil sie die örtliche Mundart nicht beherrschten. So ist der Flurname in seiner überlieferten Dialektform besonders wichtig, um die Herkunft und Bedeutung der FN erschließen zu können.
Naturnamen bezeichnen Flurstücke nach ihren naturgegebenen Verhältnisse
In Hausen gibt es das Flurstück Bergene, in der Hausener Mundart berchern, bercheina, also ein Flurstück in einem hügeligen Gelände. Auch der FN Die Höhe (mda. häche) bezeichnet eine Anhöhe an der Grenze zu den Erlenbacher Höfen. Auch der FN Rückäcker ist ein Hinweis auf eine langgezogene Erhebung im Gelände am alten Weg nach Lohr und leitet sich ab vom mittelhochdeutschen Wort rücke, ruck. Beim FN Lindenbühl ist mit der Nachsilbe Bühl ebenfalls ein Hügel gemeint. Das Wort stammt aus dem althochdeutschen (ahd.) Wort buhil. Bei FN wie Buchrain, Mühlrain oder Klingenrain steht Rain für einen Abhang. (rain = abschüssig). Rain kann in anderen Fällen auch Ackergrenze (anrainen = angrenzen) bedeuten.
FN mit der Nachsilbe Grund wie Lindengrund oder Bachgrund sind Hinweise auf Bodensenkungen. Zu dieser Gruppe zählen auch die FN Nasse Klinge oder Klingenrain. Als Klinge werden Talschluchten bezeichnet. In Steinfeld heißt ein solch stark abfallendes Flurstück an der Straße nach Stadelhofen Schafshöll (mda. schoafshell), ein anderes Lackersmauer (mda. lackerschmauer). Die Bewirtschaftung solcher Hanglagen war in früherer Zeit mit Zugtieren nicht möglich. So nutzte man sie meist als Weideland für Schafe. Das galt laut Alois Siegler, Feldgeschworener in Hausen, auch für die Höhlichäcker und benachbarte Flurstücke, die von Hohlwegen durchzogen und erst durch Felddrainagen in den 1950er Jahren für Ackerland besser nutzbar waren.7
FN sagen uns auch, wie der Boden beschaffen ist. Die Mergeläcker (mda. daus de merchelaga) enthalten kalkhaltigen Ton. Mergel wurde früher als Dungerde verwendet.1 Die Saugrießäcker haben sandigen Kies-, Grießboden (mda. saügriessackr). Wasserarmer, trockener, oft unfruchtbarer Boden wird durch die Wörter dürr bestimmt wie bei Dürrer Rain. Auf tonhaltigen Boden und die rote Farbe weisen die FN In der Röthe und Rotenäcker hin.
Naturnamen beschreiben auch Lage, Ausdehnung, Größe und Gestalt der Flurstücke. Wo sich die Flurstücke im Verhältnis zum Dorf befinden, wird häufig in FN durch Umstandswörter (z.B. oberer, unterer, mittel) näher bestimmt: Am oberen Rain, Außen am Trieb. In Steinfeld hat ein Flurstück mit der Ausrichtung Süden und viel Sonneneinstrahlung den FN Heißer Berg (mda. hässe berch), während zum Norden ausgerichtete Äcker Kalter Berg und Winterstal heißen.
FN wie Vordere oder Hintere Buchäcker geben an, welche der Flurstücke näher am Dorf liegen. Sie waren ehemals ungeteilte Flurstücke, wurden aber im Laufe der Jahre wie so viele Äcker durch Erbteilung auf mehrere Nachkommen aufgeteilt. Um die Grundstücke den Besitzern zuordnen zu können, hat man sie mit solchen Zusatzangaben versehen. In einem Güterverzeichnis von Steinfeld aus dem Jahr 1663 unterschied man durch Zusatzangaben wie dorfseits oder feldseits.
Auffällige Bäume wie Am krummen Baum oder Lange Tanne, die besondere Form der Grundstücke wie die Spitzäcker oder ihre Größe (Kurze Gewanne) schlugen sich ebenfalls in ihren Namen nieder. Der FN Gernäcker erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Er geht zurück auf das Wort Ger, dem Wurfspieß der Germanen. In Waldzell gibt es den FN Gerenäcker, ebenfalls für spitz zulaufende oder dreieckige Flurstücke.
Die Lage der Flurstücke wird auch durch die Angabe ihrer Nähe zu Straßen, Wegen und Pfaden bestimmt. Die Heerstraße (mda. heerstroass) an der Grenze zur Gemarkung Wiesenfeld war früher für die Kaufleute ein wichtiger Handelsweg zwischen Würzburg und Frankfurt. Heute nutzen vor allem Pilger und Wanderer den Weg zum Gang nach Mariabuchen oder zur nahen Valentinuskapelle.
Bäume, Gewächse und wildwachsende Pflanzen kennzeichnen die Flur und findet man vielfach in den FN. So enthalten Hausener FN Angaben über den Baumbestand der früheren Wälder wie Tannenäcker, Lindenbühl, Birkli, Forst (mda. foscht). Die FN Strüth und Streitäcker 2 sind abgeleitet vom ahd. Wort struot, Gebüsch. Die Walchsäcker an der Wiesenfelder Straße haben ihren Namen von Walch, einer Gräserart. Die Haselgärten verweisen auf die Haselnusssträucher, die früher im Landschaftsbild häufig zu sehen waren. (s. Häsli in Stf., Häselberg in Wz.). Die Salenbuschäcker erinnern an die Salweiden am Mühlbachgraben.
Der Eckersberg heißt in der Mundart egerschberch. Unter Egerde versteht man Brach- oder Ödlanland, bei dem sich Ackerbau wegen der schlechten Bodenqualität nicht (mehr) lohnte.
Flurnamen stehen auch häufig in Verbindung mit Wasser. Der Name Ried in den FN Riedwiesen und Riedgraben kommt aus dem althochdeutschen Wort hriot, Flurstücke, die mit Schilf und Sumpfgras bewachsen sind.1 Der Hollerbrunnen unterhalb der Mittelmühle ist nach den Hollerstauden benannt, die Forstbrunnenwiesen weisen auf die reichlich sprudelnde Forstquelle des Buchenbaches hin. Die Rinnenwiesen bei der Obermühle haben ihren Namen vom Bachbett, einer Vertiefung, worin Wasser rinnt, speziell die Mühlrinne2. Zulauf erhält der Buchenbach durch verschiedene Gräben, so zum Beispiel von Osten her durch den Mühlbachgraben, nach dem die angrenzenden Flurstücke ihren Namen erhielten.

Kulturnamen sagen uns, was der Mensch aus der Natur gemacht hat
Viele FN erinnern daran, dass die Vorfahren die Landschaft für den Ackerbau veränderten. So wurde durch das Roden (reuten) von Wald Neuland gewonnen (FN Neugereut). In Steinfeld gehören dazu Im Gebrand oder Hohenroth (mda. herroud), in Waldzell Neuberg oder Neues Land. Auf Rodungen gehen auch FN wie Tannenäcker oder Birkli zurück. Die Holzpfadäcker liegen am Weg, der die Steinfelder und Hausener zum Holzmachen ins Gebrand führt.
Acker bezeichnete „ursprünglich Weideland, wurde aber, als der Ackerbau die Viehzucht zurückdrängte, zur Bezeichnung für das Pflugland“ 1. Nur grobe Angaben über die Größe der Flurstücke machen FN wie Kurze Gewanne oder Kleine Klinge. In Hausen fehlen im Gegensatz zu Steinfeld oder Waldzell FN mit den Feldmaßen Morgen wie Sechs Morgen, Tagwerk oder Stück (Haberstück). Mit Gewann war ursprünglich die Ackergrenze gemeint war, wo der Pflug gewendet werden musste.
Wie in jedem Ort gibt es auch in Hausen Krautgärten, auch Kappesland (kappes, Kraut) genannt. Sie lagen in der Nähe des Dorfes am Bach und wurden zum Anbau von Kohl, Rüben und anderen Früchten genutzt. Vom älteren Namen cappach stammt ein Steinfelder Hausname ab. Die FN Georgibirnbaum (mda. jörgibirabam) und Lipsenbirnbaum dürften auf einzelne, auffällige Bäume in der Flur zurückgehen, auf den Anbau anderer Kulturpflanzen die FN Rübenäcker, Erbsenpfad und Weitzenäcker.
Riedgraben, Buchenbach und deren Zuläufe prägen das Hausener Tal. Der FN Im Lach (mda. loach) und die Lachwiesen (mda. loachwiesä) an der Grenze zu Steinfeld verweisen auf kleine Wasseransammlungen und nasse, aber ertragreiche Wiesen. Die Wiesen lieferten das Futter für das Stallvieh. Die FN Mehlingswiesen und Buchwiesen erinnern noch an die Zeit in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts, als das Tal rechts und links des Buchenbaches nur aus Wiesen und Gärten bestand. Das Wort Boden (ahd. bodam) im FN Bodenwiesen bedeutet ebenes Land, wie das Grundwort Plan im Waldzeller FN Zimmerplan (lat. planus = eben, flach, ahd. zimber = Gestalt, Form).
Bevor die Stallfütterung aufkam, wurde das Vieh auf der Weide gehütet. Unter Hut versteht man dreierlei: das Hüten des Viehes, das Recht zur Weide und den Weideplatz 2. Solche Weideplätze waren z.B. am Weidle. Auf dem Triebweg (Am Trieb) oder entlang der Trieblänge führte der Hirte das Vieh vor allem zu Weideplätzen im Wald (Triebschlag), wo das Vieh Bucheckern, Eicheln und Kastanien fand. In Steinfeld und Waldzell führte die Kuhgasse vom Dorf auf dem Triebrain in den Wald zu Saustall. Der Begriff Stall bedeutet hier stellen, das Vieh zum Weiden abstellen, Alte Ruh bedeutet Ruhe-, Weideplatz für das Vieh.
Flurnamen geben auch Aufschluss über Einfriedungen und Grenzen sowie über Herrschafts- und gewerbliche Verhältnisse. Das Land, das alle Dorfgenossen gemeinsam nutzen durften, hieß die gemeine Mark, Gemein(de) oder Allmende 1, wie die Äcker und Wiesen am Gemeindehagweg (mda. gemene haag) und In der Hage bzw. Auf der Haeg. Die mit Weide, Hut und Trieb gebildeten Namen waren ursprünglich altes Gemeindeland. 2
Im Laufe der Zeit wurden solche Gemeindegründe oder Teile davon (wie in Stf. Dreißigster Teil) an die Dorfnachbarn oder Dorfgenossen durch Los verteilt und mit Zaun oder Hecke (Hag), Wall oder Graben umfriedet. Diese umzäunten Äcker hießen dann Beund, Point (Stf.), Hag oder Baumgarten.

Zwar weist kein FN darauf hin, dass das Dorf im Mittelalter mit einem Zaun oder einer Mauer mit Toren umgeben war, wie in Waldzell (FN Falltor, Birkenstiegel) und Steinfeld (FN Oberes Thor, Handelsthor) der Fall war. Doch lässt die Uraufnahme von 1840 ein Gatter um das Dorf erkennen, das die Dorf- von der Feldflur trennt. Um einen Grenzstein in der Flur geht es beim FN Am hohen Markstein (mda. hocha markstee).
Die Hofäcker und Hofwiesen gehörten dem Grundherrn, der Herrschaft, ebenso die Lehenäcker und das Lehenhölzle. Ein Lehen ist ein weltliches Gut, das der Eigentümer einem anderen zur Nutzung überließ. Das konnte z.B. ein Stück Land sein. Dafür hatten die Bauern den Zehnt für ihr „geliehenes Feld“ zu entrichten und dem Lehensherrn Frondienste zu leisten. Die Pacht für die Heiligenäcker (mda. hälcheackr) und Pfaffenäcker ging an die örtliche Kirche. Heute ist Pfaffe ein Schimpfwort, früher war es die übliche Bezeichnung für den Pfarrer. In Waldzell waren die Saali (Saläcker) im Besitz des Neustadter Klosterhofs, der als Herren- oder Salhof die Grundstücke selbst bewirtschaftete. Aus dem Ertrag der Öläcker (mda. öilackr) wurden in Hausen die Ausgaben für das Kirchenöl bestritten 4. Nicht bekannt ist, ob der alte FN Teufelsäcker 4 auf irgendwelche Sagen über einen schauerlichen und verrufenen Ort zurückzuführen ist oder einfach für schwer zu bearbeitende Grundstücke stand.
Die Hausener Flurkarte lässt noch die alte Einteilung in Gewanne (I., II., III. Gew. usw.) erkennen. Diese geht auf die fränkische Zeit der Dreifelderwirtschaft zurück, eine Bewirtschaftsform, die man bis ins 19. Jahrhundert betrieb. Die gesamte Anbaufläche eines Dorfes teilte man in drei Teile ein, von denen im jährlichen Wechsel der eine Teil mit Sommergetreide, der zweite mit Wintergetreide bestellt wurde, während der dritte Teil als Brachland bzw. als Weide genutzt wurde. Jedes Gewann zerfiel in so viele Äcker, wie es Hofbesitzer gab, die ihre Äcker durch Verlosung bekamen. 2
Auf das Gewerbe der Müller im Buchental weisen FN wie Mühlbachgraben und Mühlrain hin. Auf der Kohlplatte brannten die Schmiede und Köhler ihre Kohlen, die Schinder verscharrten im Schelmengraben möglichst weit ab vom Dorf die durch eine Krankheit verendeten Tiere (ahd. Schelme, Aas, Seuche). Die Nähe der Bocksäcker zum Wald nutzte der Jäger, um auf das beigetriebene Wild zu schießen. Und aus der Lehmgrube holte man sich den Lehm zum Hausbau.
Flurnamen benennen auch Pfade, Wege und Stege. Der Steinfelder Weg war z.B. einst breiter als der als der Rohrbacher Pfad. In Steinfeld unterschied man daher auch zwischen dem karschter waag und dem karschter pfoad. Die Furtäcker entlang der Straße nach Lohr haben ihren Namen von einer Furt, einer seichten Stelle, an der ein Übergang über den Buchenbach oberhalb der Obermühle möglich war. Der Hausner Steg (mda. om haüsemer steech) am heutigen Kreisel war eine kleine Brücke über den Kimpfengraben und bildete gleichzeitig die Gemarkungsgrenze zu Steinfeld. Der Judenpfad entlang der Gemarkungsgrenze führte die Juden aus Wiesenfeld zu Friedhof und Glaubensbrüdern in Karbach und Urspringen.
Beim Studium der FN fällt auf, dass die Flurnamen von Hausen kaum Hinweise auf die allgemeine Geschichte des Dorfes beinhalten. Nur wenige FN wie houfackr und lehehölzle deuten auf die Zugehörigkeit zum Fürstbistum Würzburg hin. Der FN Heerstraße weist auf die Nähe zu einem ehemals militärisch und wirtschaftlich bedeutenden Verkehrsweg hin.

Die überwiegende Zahl der FN vermittelt den ehemals bäuerlichen Charakter des Dorfes. Im westlichen Teil der Flur - im Tal von Riedgraben und Buchenbach – überwiegen die FN für Wiesen. Die östliche Gemarkung erinnert an die Rodung ehemaliger Waldgebiete und den zunehmenden Anbau von Feldfrüchten für die Stallfütterung.
Es fehlen FN, die wie in Steinfeld auf große Flurstücke von adeligen und kirchlichen Grundherren (fürsteleng, brätloah, gräfliche houfackr) und wie in Waldzell auf einen Klosterhof (saali, breite Äcker) hinweisen oder auf eine Umzäunung oder Mauer um die Dorfflur schließen lassen.
Es ist schade, aber wohl nicht aufzuhalten, dass man bei der Erforschung der Flurnamen wie in anderen Dörfern auch in Hausen nur noch wenige Mitbürger und Feldgeschworene wie Alois Siegler antreffen kann, die über alte Flurnamen, ihre Mundart und Herkunft Bescheid wissen. Denn sie können uns viel erzählen über Flurnamen, die es wert sind, vor dem Vergessen bewahrt zu werden.

Literatur und Quellen
- Joseph Schnetz, Flurnamenkunde, München 1963
- Remigius Vollmann, Flurnamensammlung, München 1926
- Karl Josef Barthels, Steinfeld bei Lohr am Main, 2. Heft, Lohr 1957
- Verband für Orts- und Flurnamenforschung in Bayern, Hausen-K, Manuskript mit Liste der Flurnamen im Hausener Dialekt und Faustskizze von Karl Dluhosch, München, 1948
- Dr. Elisabeth Roth, Flurnamen als Sprach- und Geschichtsdenkmäler, in: Chronik von Hösbach
- Bayerische Vermessungsverwaltung, Uraufnahme von Hausen von ca. 1840
- Interview mit Alois Siegler (Feldgeschworener) am 3.6.2020