Brunnen in Hausen
Die Hausener hatten als Letzte noch ihre vier Dorfbrunnen und haben als Erste einen alten Ziehbrunnen reaktiviert
Vergleichsweise spät, und zwar in den frühen 1950-er Jahren, erhielt die Gemeinde Hausen eine zentrale Wasserversorgung. Damals hatte sie nach wiederholten Bemühungen erreicht, dass sie den ortsnahen Forstbrunnen im Buchental fassen und sein Quellwasser in die öffentliche Leitung einspeisen konnte.
Bis zu diesem Zeitpunkt gab es im Dorf vier öffentliche Pumpbrunnen. Sie befanden sich im Ortszentrum bei den Linden (gegenüber dem Dorfgasthaus), in der Kirchgasse, in der Mittleren Gasse und an der Wiesenfelder Straße. Sie bestanden aus 12 bis 15 Meter tiefen Schächten, die ins Grundwasser hinunter reichten. Der wichtigste von ihnen war nach Auskunft aller Bürger der Lindenbrunnen. Er besaß einfach das beste Wasser. Bei den anderen Brunnen kam es gelegentlich vor, dass das Wasser ungenießbar war. Nach Starkregen soll auch schon einmal Jauche dabei gewesen sein, was natürlich untragbar war und eine Gefärdung der menschlichen Gesundheit darstellte. Dann mussten alle Bürger mit der Butte zum Lindenbrunnen in Dorfmitte gehen, denn dieser war niemals verunreinigt. Vielleicht waren es die uralten Linden in seiner Nähe, die für die Unversehrtheit des kostbaren Brunnenwassers verantwortlich waren! Es gab deshalb viel Kritik, als man die Linden vor gar nicht langer Zeit gefällt hat. Die Brüder Theo und Ernst Stamm können noch aus eigener Anschauung über die längst vergangene Zeit der öffentlichen Ziehbrunnen berichten. Die Gemeinde sei stolz auf ihre Tiefbrunnen gewesen, die ihnen zu jeder Zeit ausreichend Wasser geliefert hätten. In besonders trockenen Jahren seien sogar die Steinfelder nach Hausen gekommen, um Wasser zu holen.
In Hausen exestieren ehemals auch vier privat Schachtbrunnen, einer davon stand beim Bäcker. Nach dem Legen der öffentlichen Wasserleitung waren diese zwar auch zunächst verschüttet worden, doch zwei wurden inzwischen wieder ausgegraben und reaktiviert. Als im frühen 20. Jahrhundert im Umkreis von Hausen nach und nach alle Gemeinden Wasserleitungen in die Haushaltungen verlegten und damit die moderne Zeit auch bei Wasserversorgung Einzug hielt, wollten die Hausener nicht nachstehen. Sie erinnerten sich an das seit ewigen Zeiten sprudelnde "Forstbrunnenloch", eine Quelle im Buchental, nur einige hundert Meter unterhalb des Dorfes. Es zeigte sich aber, dass diese Quelle Privatbesitz der sieben Müller im Buchental war. Erste Verhandlungen in den frühen 1920-er Jahren scheiterten an der geforderten Ablösesumme. Außerdem hatte der Gutachter des Süddeutschen Müllerbundes diesen Handel aus wassertechnischen Gründen abgelehnt. Erst um 1950 gelang es er Gemeinde, den Buchenmüllern 2,3 Liter pro Sekunde aus dem Forstbrunnen abzukaufen und in eine zentrale Wasserversorgung einzuspeisen. Das kleine Pumphaus steht noch heute als Technikdenkmal verträumt inmitten der Wiesen. Denn seit 1984 kommt das Leitungswasser aus der Waldabteilung "Dicker Busch", wo Hausen gemeinsam mit Steinfeld eine Brunnenanlage unterhält, die nun das Trinkwasser aus tieferen Gesteinsschichten fördert. Aus dem Brunnen II im "Dicken Busch" gelangt das Wasser in einen Saugbehälter (293 Kubikmeter). Von dort wird es in das ca. 200m östlich liegende Pumpwerk und weiter in dem neuen Behälter Steinfeld (324 Kubikmeter) geleitet. Durch die deutlich höhere Lage kann es von dort mit einem erheblichen Gefälledruck in das Hausener Leitungssystem eingespeist werden.
Ich habe wiederholt erwähnt, dass Brunnen in alter Zeit im Wesentlichen aus Holz bestanden. Das betraf die unterirdische Saugleitung ebenso wie den oberirdischen Brunnenstock. Die öffentlichen Brunnen waren in der Regel hübsch gearbeitet, meist auch verzierte Anlagen, die jedoch nur die Lebensdauer von 20 Jahren hatten. Außer den öffentlichen Brunnen, die vorrangig der Trinkwasserversorgung dienten, gab es auch Jauchebrunnen (-pumpen). Das waren private Anlagen auf größeren landwirtschaftlichen Höfen, die aus zwei hölzernen Brunnenstöcken bestanden. Damit förderten die Landwirte die Jauche aus den Vorratsbehältern herauf, um sie als Dünger auf die Felder zu fahren.
Weil also ein großer Bedarf an Brunnenstöcken bestand, hat sich ein Berufsstand entwickelt, der auf diese lebenswichtige Arbeit spezialisiert war: der Pumpenmacher. Auf der fränkischen Platte war einst bekannt, dass man nach Hausen gehen musste, wenn man einen Fachmann für Pumpenbau brauchte. Der "Glase Jörch" ist den älteren Menschen als solcher noch bekannt. Sein Schwiegersohn, Johann Seufert, wurde ebenfalls Brunnenmacher und zwar wohl auf der Fränkischen Platte der letzte seiner uralten Zunft.
Aus dem Buch "Quellen - Götter - Brunnenstuben Von heidnischen Quellenkulten, Osterbräuchen und alter Brunnenherrlichkeit" von Dr. Hans Schönmann. Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Familie Schönmann.
Bilder

Dieser neue Brunnen wurde 1986 von der Reservistenkameradschaft Hausen auf dem alten Platz des früheren Lindenbrunnens errichtet. Er wurde dem aus Hausen stammenten Bauernführer Kaspar Leyser, der 1525 in Karlstadt hingerichtet wurde, gewidmet



Auf dem ersten Bild sieht man den genieteten Deckel von einer der beiden Quellen auf Hausener Gebiet durch die ab dem Jahre 1724 in steinernen Halbröhren (unteres Bild), die oben mit Sandsteinplatten und Letten abgedichtet waren, und durch das natürliche Gefälle, zur Kirche Maria-Buchen das Wasser geleitet wurde.