Dr. Hans Schönmann

Diese Seite widmen wir dem weit über Lohr hinaus bekannten Natur-und Umweltschützer Dr. Hans Schönmann (1939-2009), der auch ein großer Freund des Buchentales war.
Anlässlich der Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande wurde Dr. Hans Schönmann gebeten seine Einsätze für Natur- und Umweltschutz aufzulisten. So schrieb er:
Mein Einsatz für Natur-und Umweltschutz
1971 Gründung einer Arbeitsgemeinschaft zur Rettung des botanisch und faunistisch hochwertigen Mäusberges bei Wiesenfeld. Erfassung aller Tiere und Pflanzen in Artenlisten. Antrag auf Unterschutzstellung, Grundstückskäufe zusammen mit Manfred Stockinger, Kontrollgänge während der Blütezeit der seltenen Pflanzen. Mitstreiter in dieser Angelegenheit seit jenen Tagen sind Walter Malkmus, Manfred Stockinger, Elaine und Richart Sims. Der Mäusberg ist seit 20 Jahren Naturschutzgebiet.
1974 Gründungsmitglied der Kreisgruppe Main-Spessart im Bund Naturschutz (BN) in Bayern. Ernennung zum Regionalbeauftragten für den Raum Lohr, bald darauf zum Stellvertretenden Vorsitzenden der Kreisgruppe Main-Spessart und ein Jahr später bis 1996 zum Ersten Vorsitzenden. Gründung von BN-Ortsgruppne in Heigenbrücken, Rothenbuch, Lohr, Gemünden, Karlstadt, Karlburg, Retzbach-Zellingen, Kreuzwertheim, Oberes Werntal mit Zivildienstleistenden, zeitweise auch mit einer ABM-Kraft. Wichtige Tätigkeiten: Grundstückskäufe, Grundstückspflege, Erstellung von Gutachten, Vorträge und Führungen.
1975 Gründung einer Jugendgruppe innerhalb der Kreisgruppe des BN. Mit jeweils 30 Jungen und Mädchen 10 Jahre lang bei wöchentlichen Arbeitseinsätzen Biotoppflegearbeiten auf BN-eigenen Grundstücken durchgeführt, mehrere Teiche und eine Amphibienschutzanlage gebaut. Anlage einer Baumschule unter Anleitung des Försters Stockinger. Auspflanzen der Jungbäumen (Spierlinge, Elsbeeren und Mehlbeeren) nach drei Jahren an geeigneten Standorten. Radtouren durch den ganzen Landkreis, Zeltlager im Schondratal, Buchental und auf dem Mäusberg.
1978 Gründungsmitglied der Aktionsgemeinschaft zur Rettung des Hafenlohrtals. 20 Jahre lang Vorstandsmitglied, Vorträge und Führungen, Mitwirkung beim Verfassen von Schriften über das Hafenlohrtal.
1983-1990 Aktives Mitglied der Naturschutzwacht im Landkreis Main-Spessart ("Grüne Sheriffs").
1998 Neugründung einer Kreisgruppe des Landesbundes für Arten-und Biotopschutz (LBV im Landkreis Main-Spessart, deren 1. Vorsitzender bis 2006, danach Stellvertretender Vorsitzender. Vorträge zum Thema Natur-und Umweltschutz gehalten und Führungen zu den Naturschönheiten der Heimat geleitet.
1976 bis zum Jahre 2008 Aktive Betreuung des größten Amphibienwanderweges über die B 26 bei Lohr mit zeitweise mehr als 5000 Tieren.
1968-1999 In Ausübung meines Berufs als Lehrer an einer Höheren Schule habe ich während der Dienstzeit meine Kollegen und Schüler mit dem Naturschutzvirus infiziert und mehr als 100 neue Mitglieder für den Bund Naturschutz geworben. Ich habe mit Klassen an Umwelt-und Naturschutzwettbewerben teilgenommen und mehrere Preise gewonnen. Themen: Die Bedeutung von Streuobstbeständen, Wir pflanzen eine Hecke, Mülltrennung in der Schule. Lehrer und Schüler pflanzten auf meine Anregung 30 hochstämmige Obstbäume auf einem Grundstück des BN als Erinnerungsbäume.
Seit 1990 Rückführung des wissenschaftlichen Nachlasses von Dr. Hans Stadler (187 -1968) von Aschaffenburg nach Lohr. Betreuung und Systematisierung des Nachlasses von Dr. Stadler in der so genannten Stadlersammlung der Stadt Lohr a. Main.
Seit 1977 Artikel über Pflanzen, Tiere, Umwelt-und Naturschutz in der lokalen Presse geschrieben mit dem Ziel, Kenntnisse zu vermitteln und die Öffentlichkeit für Natur-und Umweltschutz zu sensibilisieren. Aufsätze in der regional bedeutsamen Zeitschrift "Spessart" (Aschaffenburg) über Tiere, Pflanzen und Naturdenkmäler der Heimat.
1977 bis heute Buchveröffentlichungen über Pflanzen und Tiere der Heimat: "Wandern um Lohr", "Buchental Mühlenführer", "Naturführer" Band 1, "Naturführer" Band 2, "die Fledermäuse im Landkreis Main-Spessart", "Quellen-Götter_Brunnenstuben".
2000 bis heute Vorstandsmitglied der Ortsgruppe Lohr im Bund Naturschutz in Bayern. Aktive Mitarbeit bei Biotop-Pflegemaßnahmen, Reinigungsaktionen, Teichbau und Amphibienschutz.
Seit 2002 Naturschutzwart in der Ortsgruppe Lohr des Spessartbundes: Führungen und Aufklärungsveranstaltungen zum Thema Natur- und Umweltschutz.
Seit 2002 Wissenschaftlicher Beirat der Johann Heinrich Cassebeer-Gesellschaft (JHCG). Gemeinnütziger Verein zu Förderung der regionalen Naturforschung im ganzen Spessart. Die Mitarbeit besteht im Wesentlichen aus Vorträgen, Führungen und Mitwirkung an Tagen der offenen Tür im Forschungsinstitut Senckenberg.
Meine größten Erfolge, die ich alleine und mit Freunden erstritten habe:
- Mitarbeit bei der Erstellung des Pflanzenatlasses für Deutschland.
- Ankauf einer 1 ha großen ausgebeuteten Sandgrube in Lohr-Steinbach, die heute Naturdenkmal ist und einen außergewöhnlichen Schatz an Tieren (Kreuzkröte, Südliche Azurjungfer u.v.a.) und Pflanzen (Schmalblättriger Froschlöffel, Pillenfarn u.v.a.) aufweist. (Seit 2012 Dr. Hans Schönmann Biotop)
- Verhinderung eines Sportgeländes am Ortsrand von Lohr-Sackenbach, dem 4 ha Streuobstwiesen zum Opfer gefallen wären.
- Ausweisung eines breiten Uferstreifens des Mains bei Rodenbach zum Naturdenkmal, wodurch ein Rest-Auenwald, Röhricht und naturbelassene Uferstreifen besonders geschützt wurden. Brutgebiet von Kleinspecht, Sumpfrohrsänger und Rohrammer.
- Ankauf von mehr als 1 ha ehemaliger Ackerflächen in der bereinigten Feldflur von Himmelstadt, auf der ich anschließend mit einer Mädchenklasse ein Feldgehölz angelegt und mehrere Dutzend hochstämmiger Obstsorten gepflanzt habe.
- Verhinderung eines Trinkwasserspeichers im Hafenlohrtal.
- Verhinderung eins neuen Baugebietes der Stadt Lohr, das alte Streuobstbestände, Hecken, Feldgehölze und artenreichen Sandmagerrasen zerstört hätte.
- Nach längerer schriftlicher Überzeugungsarbeit: Auswechslung der herkömmlichen Beleuchtungskörper der Stadt Lohr auf den beiden Lohrer Mainbrücken durch insektenfreundliche Leuchtkörper, wodurch u.a. der jährliche Tod von Zigtausenden von Eintagsfliegen verhindert wird, die in der Nahrungskette des Mains eine bedeutende Rolle spielen.
- Veranlassung von Pflegemaßnahmen auf den Steigwiesen durch die Stadt Lohr, wodurch das größte bayerische Vorkommen der Heide-Wicke (Vicia orobus) gerettet und gefördert werden konnte (Es gibt in Deutschland nur 3 Standorte dieser Pflanzenart).
- Ankauf einer zweischürigen Orchideenwiese im Überschwemmungsgebiet des Mains im süden von Lohr. Diese Wiese wiest einen großen pflanzlichen Artenreichtum auf, u.a. kam dort zu Beginn noch das Wanzenknabenkraut (Ophiris coriophora) vor.
- Pracht und Pflege der Bergwiesen südlich von Lohr-Wombach, auf denen wir eine Streuobstwiese aus hochstämmigen Obstsorten geschaffen und drei Teiche angelegt haben.
Dr. Hans Schönmann, Lohr 2008
2007 wurde Dr. Hans Schönmann in Würzburg mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
2008 promovierte er zum Dr. rer. nat. an der Universität Würzburg. Seine Doktorarbeit befasste sich mit der Geschichte der Bewirtschaftung des Lohrer Stadtwaldes und ist als Buch erschienen.
Im Juli 2009 verstarb Dr. Hans Schönmann.


Dem Buchenbach bis zur Quelle gefolgt
Geschrieben von Dr. Hans Schönmann
In der Rangliste der beliebtesten Ausflugsziele der Lohrer und Steinfelder rangiert das verschwiegene Tal des Buchenbaches an erster Stelle. Aber nicht nur die Menschen aus dem Steinfelder und Lohrer Raum, die einen direkten Zugang zu diesem bewaldeten Spessarttal besitzen, wissen den Erholungswert und die lanschaftliche Schönheit, Unversehrtheit und historische Bedeutung des Tales zu würdigen. Aus weitem Umkreis kommen Groß und Klein gern in das grüne Tal, nicht wenige als Wallfahrer auf dem Weg nach Maria Buchen.
Es ist ein kleines, aber stabiles Fließgewässer, das von Steinfeld und Hausen auf der Fränkischen Platte kommend das Buchental durcheilt und bei Lohr-Steinbach in dem Main mündet. In alter Zeit konnte der Buchenbach, der dieses wunderschöne Tal des Spessarts geschaffen hat, mit seinem steten Fluss sieben Mühlen antreiben, darunter eine der ganz seltenen Doppelmühlen.
Nicht weit vom nordwestlichen Ortsrand von Hausen beginnt der Reigen der ehemaligen Getreidemühlen, die teilweise noch mit historischen Gebäuden und ihren alten Einrichtungen erhalten blieben: Obermühle (erst jüngst stillgelegt), Mittelmühle (1963 abgerissen, heute Wohnhaus), Reusenmühle (1971 stillgelegt, aber komplett erhalten). Jägersmühle (1963 stillgelegt, erzeugt heute Strom mit dem Wasserrad), Buchenmühle (1927 stillgelegt, seitdem nur noch Gasthaus), Schürgersmühle (1970 stillgelegt) und Rüppelmühle (einst Doppelmühle, 1972 stillgelegt, aber komplett erhalten).
Der Buchenbach durchfließt zwei ganz unterschiedliche geologische Gebiete. Dadurch erfährt er eine deutliche optische Zweiteilung: Die obere Hälfte mit dem vieladrigen Quellsystem liegt auf der Kalkhochfläche der Fränkischen Platte. Dort ist die Talaue breit, und die landwirtschaftlichen Flächen reichen bis an den Wasserlauf heran.
Ab der Obermühle aber verändert sich das Bild geradezu dramatisch. Das Tal verengt sich, die Flanken werden steiler, und Wald nimmt Besitz von den Talhängen. Hier fließt der Buchenbach plötzlich im Buntsandstein. Als wolle er seinen Lauf nun um jeden Preis verlangsamen, legt er große Schleifen in die breite, sattgrüne, von Wiesen und Weiden geprägte Talaue. Dieser Abschnitt, der mehr als zwei Drittel des Laufes ausmacht, gehört zum Naturpark Spessart.
Dort beginnt auch der zusammenhängende Hochwald. Wegen der geologischen und landwirtschaftlichen Einheit mit dem übrigen Spessart wird dieses linksmainische Randstück zu Recht zum Naturraum Spessart gerechet. Erstaunlicher Weise findet man in diesem Abschnitt auf der Talsohle des Buchenbaches eine Reihe von Kalkzeigern, also Pflanzen, die man eher im Muschelkalkgebiet auf der Fränkischen Platte als im Spessarter Buntsandstein erwartet. Die Erklärung hierfür ist nachvollziehbar: Der Buchenbach hat sein Qellgebiet in der Gemarkung von Steinfeld, wo der Wellenkalk verbreitet ist. Dort löst das Niederschlagswasser den Kalk aus dem Gestein. Er gelangt dann in den Buchenbach und wird mit ihm fortgeführt. Bei Hochwasser tritt der Bach gelgentlich über die Ufer und überspült weite Flächen der Talsohle. Auf diesem Wege kommen Calcium, Kalium und andere Basen au dem ansonsten sauren Talboden und erlauben das Wachstum von kalkholden Pflanzen.
Kein Wunder also, dass sich im Buchental seltene Pflanzen einstellen: Gelbes Windröschen, Aronstab, Weiße Pestwurz, Rötliche Schuppenwurz, Hohe Schlüsselblume, Nestwurz, Violette Stendelwurz und andere. Den Naturfreunden kann es nur recht sein, denn wo sonst gibt es so viele Pflanzenarten auf engstem Raum zu entecken!
Ein Blick in die Karte (MTB 6023, Lohr) zeigt, dass die meisten dem Buchenbach zustrebenden kleinen Fließgewässer von der bewaldeten westlichen Seite kommen, während nur zwei kümmerliche, im Sommer regelmäßig austrocknente Bächlein vom der östlichen Seite stammen: Weidigsbach und Klingengraben. Sie beziehen ihr Wasser von der Kalkhochfläche zwischen Erlenbach und Hausen. Lachgraben und Grundgraben sind westseitige Zuflüsse.
Der Buchenbach ändert jedoch zweimal seinen Namen. Ab Steinfeld heißt er Hofgraben. In diesen Wassersammler auf der Talsohle münden von Waldzell kommend Grundgraben und Böser Wiesengraben, von Ansbach Schneidergraben und Bettelmanngraben. Ab dem Ortsrand von Hausen heißt das zentrale Fließgewässer auf der Talsohle Riedgraben. Und erst ab dem Forstbrunnen heißt der Wasserlauf dann Buchenbach.
Der Wechsel im Namen von "Bach" zu "graben" lässt sich damit erklären, dass die landwirtschaftlich geprägte Bevölkerung strikt unterschied zwischen erkennbar fließendem Wasser (Rinnsal, Bach, Fluss, Strom) und stark verlangsamtem Abfluss in einem Graben. Anscheinend hat die Forstquelle, die im Durchschnitt 11 Liter pro Sekunde schüttet, dem dort ankommenden Wasserlauf erst den Charakter eines Baches verliehen.
Ein Graben kann auch ein künstlich vertieftes Fließbett sein, das vornehmlich Oberflächenwasser sammelt und sich nach Starkregen und im Frühjahr während der Schneeschmelze mit Wasser füllt. In der überigen Zeit weisen Gräben lediglich kleine Restwassermengen auf, die je nach Gefälle dort verweilen oder nur langsam abfließen. Der Name "Lachgraben" bedeutet "Grenzgraben" und reicht wegen seiner altdeutschen Bezeichnung in die frühe Zeit der fränkischen Besiedlung zurück. Ähnlich und gleichen Alters sind die Begriffe "Lachberg" bei Neustadt (schon in einer Urkunde aus dem 8. Jahrhundert erwähnt) und "Loach" aus Rodenbach und Sackenbach, womit ein Grenzbaum bezeichnet wird.
Vielfach hört man, der Buchenbach entspringt unter der Steinfelder Kirche. Das stimmt nicht. Im Steinfelder Waschkeller hat man lediglich zwei kleine Quellen zusammengefasst und sie vereint in den Hofgraben geleitet. Das Quellgebiet aller kleinen Rinnsale oberhalb von Steinfeld befindet sich dieseits einer Wasserscheide in der Urspringer Flur.
Der prominenteste Schwärmer des Buchentales war wohl der Dichter Hermann Sendelbach, der im Weiler Erlenbach aufwuchs und bei der Reusenmühle seine schönsten Kindheitserlebnisse hatte. Er schrieb in seinem Buch "Kind zwischen Wäldern" über die geliebte Heimat, die er aus beruflichen Gründen sehr früh verlassen musste: "Viele große und schöne Täler habe ich gesehen, in unserem Land und in anderen Ländern. Für mich aber blieb das Tal aller Täler jenes schmale, verschollene, das sich nahe meinem Heimatweiler in schönen Windungen zum Maine hinabsenkt, den es beim Dorfe Steinbach erreicht."
Aus dem Buch "Quellen - Götter - Brunnenstuben Von heidnischen Quellenkulten, Osterbräuchen und alter Brunnenherrlichkeit"
Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Familie Schönmann.